Unter dem Schutz der Mutter Gottes

Der Gedanke über die Gründung einer orthodoxen Gemeinde entstand während des 2. Weltkrieges. Zu jener Zeit wohnten in Salzburg und Umgebung viele Orthodoxe, die hier arbeiteten. Hauptsächlich waren es “alte” russische Emigranten aus ehemaligen Jugoslawien und Litauen und “Ostarbeiter” verschiedener Nationalitäten. Hier befanden sich ca. fünfzig diverse Lager für Kriegsgefangene und Vertriebene.

Anfang 1944 wandten sich die Gläubigen der Stadt an den Vorsitzenden der Synode der Russisch-Orthodoxen Kirche, Bischof Anastasij (Gribanovskij, 1873-1964), mit der Bitte einen Priester nach Salzburg zu schicken. Als Antwort darauf wandte sich Bischof Anastasij an den Bischof von Berlich und Deutschland Seraphim (Liade, 1883-1950), der gemeinsam mit dem Erzpriester Fedor Raevskij (danach Erzbischof Sava von Sydney-Australien-Neuseland (1892-1976) und Michail A. Stachovitsch einen entsprechenden Antrag stellten. Doch das Reichsministerium für die kirchlichen Angelegenheiten in Berlin erteilte ihnen eine Absage.

Ungeachtet dessen, wuchs der Wunsch eine orthodoxe Gemeinde in Salzburg zu gründen. Weihnachten am 7. Jänner 1945 ist von Wien nach Salzburg Erzpriester Fedor Raevskij, getarnt als einfacher Arbeiter, gereist. Im Hause Stachovitsch`s wurde heimlich ein Gottesdienst gefeiert. Das Haus war von Betenden überfüllt.

Unmittelbar nach der Beendigung des 2. Weltkrieges wurde dem Vater Fedor die Erlaubnis erteilt, kirchliche Dienste für Orthodoxe Christen in Salzburg auszuführen. Gleichzeitig wurde an den Erzbischof von Salzburg eine Bitte gerichtet über die Gewährung einer Kirche oder Kapelle für Orthodoxe. Bald siedelte die Gemeinde in die St. Michaelskirche des am Residenzplatz. Und am 5. Juni 1945 fand zu ersten Mal die Kirchenratssitzung statt. Zur Hilfe dem Vater Fedor kam aus Wien Priester Sergij Matfeev, der der zweite Pfarrer in der Gemeinde Salzburg wurde.

Anfang 1945 wurden unsere Landsleute aus der Schule des Hl. Andreas in den Russenlager Parsch umgesiedelt, wo die Pfarre Maria Schutz gegründet worden ist. Im Herbst 1945 wurde in die Lagerkirche Pfarrer Daniil Dumskij geschickt, der nicht nur Gottesdienste sonntags und an den Feiertagen feierte, sondern auch die Betenden täglich für Morgen- und Abendgebete in den Wänden der Kirche versammelte. So floss und entwickelte sich das Leben von Tausenden Orthodoxen in Salzburg der Nachkriegszeit.

Weit vom Vaterland, in den Lagern untergebracht, gründete sie nach dem Krieg schon 33 Gemeinden.Diesen Willen zum Glauben erhörte der Gott. Auf Antrag der schon gewachsenen Kirchengemeinde wurde 1945 nach der Entscheidung der Synode Erzbischof Stefan (Sevbo, 1872-1965) nach Salzburg geschickt.

Der feierliche Empfang des Bischofs fand am 17. Jänner 1947 um 10 Uhr statt. Er wurde von 16 Erzpriestern, Priestern und Protodiakonen empfangen. Im Namen aller Versammelten hielt Erzpriester Fedor Raevskij die Rede, in der er Bedeutung des Bischofs für die Gemeinde betonte. Er zitierte auch den Hl. Cyprian von Karthago: “Ohne Bischof gibt es keine Kirche”. Der Diözesanbischof Stefan bestimmte seinen Wohnsitz im Russenlager Parsch. Die Kirche Maria Schutz wurde eine Kathedrale und die Gemeinde in Parsch wurde die zentrale Gemeinde in der Diözese.

In dieser Zeit schlossen sich zur orthodoxen Gemeinde, zu der schon Russen, Serben, Bulgaren gehörten, auch Griechen und Rumänen. Von Anfang 1945 bis zum 1. Jänner 1946 wurden 392 Taufen, 155 Trauungen und 131 Begräbnisse registriert. Die Missionsarbeit wurde in Form von Predigten, vor allem in den Kasernen, aber auch beim Besuch der kranken und älteren Gemeindemitglieder durchgeführt.

Die Bedingungen, unter denen die Menschen in Parsch lebten, waren unerträglich unter anderem hatte das auch politische Hintergründe. Nach zahlreichen Protesten haben die Bewohner angefangen die Kasernen anzuzünden. Am 6. Juni 1950 passierte das schreckliche Ereignis. Ein großes Feuer zerstörte viele Gebäuden, darunter auch die Kaserne, wo sich die Kirche Maria Schutz befand. Alles, was übriggeblieben ist, wurde geborgen und für die neue Kirche verwendet. Leider konnten das Kirchenzubehör und die Urkunden nicht gerettet werden.

Am 09. Oktober wurde aus der Kirchengemeinde Salzburg der Griechisch-orientalischer Hilfsverein gegründet, dessen Obmann Erzbischof Stefan wurde. Im gleichen Jahr gab es wesentliche Veränderungen unter den orthodoxen Gemeinden. Es gab einen Abfluss von Gläubigen nach Australien, Kanada und USA.

1959 musste die Kirchengemeinde der St. Michaelskirche de Ort am Residenzplatz verlassen, da die Behörden sich geweigert hatten die Miete zu verlängern und schloss sich zur Gemeinde – Maria Schutz – zu.

Ende 1960 – 1961 wurde das Lager in Parsch komplett aufgelöst. Für die Anwohner wurden mithilfe einiger Wohltätigkeitsorganisationen kleine Wohnungen ausgestattet.

Seit dieser Zeit beginnt durch Vorsehung Gottes die Geschichte bestehender Kirche. Ende Mai 1959 wurde ein Grundstück 1000 m2 gekauft, das sich in der Christian-Doppler-Straße 3a befand. In der Stadtgemeinde wurde ein Antrag auf die Baugenehmigung gestellt. Im April 1962 kam eine Antwort mit einigen Vorschriften, wegen des Fehlens vom “Kirchenstatus”, das Projekt der Kuppelkirche auf ein Gebäude mit dem Flachdach zu verändern. Der Bauauftrag für den Bau des Gebetshauses wurde dem Architekten Ing. Evgenij Romanovich Salpiusu erteilt. Nach den Worten von Zeitgenossen jener Jahre können der Erwerb vom Grundstück und der Bau der Kirche als Verdienst vom Bischof betrachtet werden. Er hat hart gearbeitet, um Mittel für den Bau zu sammeln auch von denen, die zuvor in andere Länder gereist sind.

1964 wurde die Kirche fertiggestellt, das Kirchenzubehör eingekauft, die Ikonostase wurde aus der Lagerkaserne eingebaut. Am 26. Juli 1964 betete während des Gottesdienstes, nach der Weihe der Kirche zu Ehren des Festes Maria Schutz, zusammen mit Hunderten von Gläubigen auch der Klerus, darunter zwei Bischöfe – Bischof Stephan und Bischof Alexander (Stalker, 1891-1973 Jahre). Leider konnte der Diözesanbischof nur kurze Zeit die Gottesdienste in der neuen Kirche zelebrieren. Mit 94 Jahren verstarb er im Krankenhaus Salzburg am 25. Juni 1965.

Nach der Entscheidung der Synode übernahm die Leitung der österreichischen Diözese Bischof Antonij.

Von dieser Zeit bis zur Mitte der 70er Jahren gibt es nur sehr wenige Angaben über die Tätigkeit der Maria Schutz Gemeinde. Das Leben der Pfarrei so wie der ganzen Diözese wurde von den örtlichen Geistlichen sowie der Gemeindemitgliedern geleitet. Unter den Gemeindemitgliedern hat sich besonders Gunbina Alexandra mit ihren aufopfernden Diensten für die Kirche ausgezeichnet. Nach dem Tod ihres Mannes, Oberleutnant der zaristischen Armee, widmete sie ihr ganzes Leben der Gemeinde. Der Priester in der Kirche in diesen Jahren war Erzpriester Vasilij Ivanov, der am 26. März 1984 im 91. Lebensjahr in Bose verstarb.

1988 wurde die österreichische Diözese in die Dekanei umgewandelt. In dieser Zeit haben das Gemeindeleben ein paar aktive Gemeindemitglieder unterstützt. Darunter sollte man vor kurzem Verstorbenen erwähnen: Nadezhda Pushej (Kirchenälteste, Tochter von M. Stachovitsch), ihre Freundin Wera Sützl (Schilina, Chorsängerin und Gehilfin der Kirchenältesten), Baronin Elena Meyendorff (Chorleiterin), deren Vater der berühmte Ikonenmaler und Mosaiker war. Seine Arbeit – Mosaik der Mutter Gottes – ziert bis heute die Kirchenfassade. All diese Menschen kümmerten sich um die Kirche und die Pfarrei in dieser Zeit. Alle Verstorbenen sind am Stadtfriedhof begraben. Heutzutage werden ihre Gräber von unserer Schwesternschaft gepflegt, der Priester feiert regelmäßig Gedenkgottesdienste.

vladykaEnde des 20. Jahrhunderts gab es in Russland erfreulicher Weise, durch die Gnade Gottes und die dadurch erfolgten politischen Änderungen, eine Wiederbelebung des Kirchenlebens.

In dieser Zeit war Erzpriester Vasilij Fonttschenkov Priester in der Gemeinde. Auf Grund seines hohen Alters und dem schwinden seiner physischen Kräfte, konnte er den wirtschaftlichen Fragen und Probleme der Kirche nicht mehr in vollem Umfang gerecht werden. Die Gemeinde befand sich dadurch im „Halbwaisen Zustand“ und konnte sich nur noch unter schwierigen Umständen erhalten. Aber durch die Vermietung der Wohnung im Pfarrhaus, konnte man alle Rechnungen begleichen und die Kirche in einem entsprechenden Zustand erhalten.

In jener Zeit sollten wir auch die herausragende Persönlichkeit von Feodora Bogalina erwähnen; sie hat die ganze Last des Gemeindelebens getragen, sie war Kirchenälteste, Finanzreferentin, Chorleiterin und auch Sekretärin des verwelkten Dekanats. Diese zierliche Österreicherin hielt nicht nur diese Pfarrei in Händen sondern half auch noch in anderen Pfarreien.

Im Jahr 2000 hat die Synode entschieden, dass die Verwaltung des österreichischen Dekanats seine Eminenz Mark (Arndt), Erzbischof von Berlin und ganz Deutschland übernimmt. Nach und nach gingen die älteren Geistlichen und Gemeindemitglieder in die Ewigkeit ein. Erzbischof Mark hatte es nicht leicht, die einst umfangreiche Diözese zu leiten.
Abgeschafft wurden Pfarreien in Graz, Innsbruck, Linz und in anderen Städten Österreichs. Wegen seiner Lehr- und Forschungstätigkeit ging Vater Vasilij nach Moskau zurück. Die Seelsorge der Gemeinde Salzburg wurde von Priestern aus der deutschen Diözese durchgeführt. Es wurde ein Priester entsandt, der die Heiligen Messen jeden ersten und dritten Sonntag im Monat feierte. So verlief das Gemeindeleben 5 Jahre. Es gab Versuche Religionsunterricht zu erteilen und eine Gemeindezeitung zu erstellen.

Im Jahre 2009 erteilte Erzbischof Mark dem Priester Georgij Charlov den Segen um die Pfarrei in Salzburg zu übernehmen. Vater Georgij wohnte seinerzeit in Ingolstadt. Jeden ersten und dritten Sonntag im Monat und auch an Feiertagen während der Woche, wurde die Messe in Salzburg gefeiert. Aufgrund ihrer Altersschwäche konnte die hochbetagte Feodora Bogalina sich immer weniger der Kirchenangelegenheiten widmen. Im Jahr 2011 trifft Erzbischof Mark eine sehr wichtige Entscheidung, er gibt Priester Georgij seinen Segen nach Salzburg umzusiedeln, um der vacanten Pfarrei – Maria Schutz – Beständigkeit zu gewähren, und den seelsorgerischen Tätigkeiten in den österreichischen Pfarreien Lienz und Umgebung, unter anderem auch naheliegende Ortschaften in Bayern, nachzukommen. Das Leben der Gemeinde – Maria Schutz – hat sich in dieser Zeit sehr verändert. Es wurde umfangreicher, da regelmäßiger Religionsunterricht und Unterricht der russischen Sprache eingeführt wurde.

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Zum Bildungsprozess des Gemeindelebens hat zum wesentlichen Swetlana Ageeva beigetragen. Ihre pädagogische und geistliche Erfahrung ermöglichte ihr eine Sonntagsschule aufzubauen, wo auch heute noch verschiede Fächer (Religion, russische Sprache, Sprachentwicklung, Musik und Kirchengesang) im Bilingualismus (zweisprachig) unterrichtet wird. Ein unentbehrlicher Teil der Schule ist die Unterstützung der Stiftung „ Russkij mir„. Dank dieser Stiftung konnte auch eine Samstagsschule organisiert werden, wo nicht nur Kinder der Gemeindemitglieder, sondern auch alle anderen teilnehmen können.

Die Gemeinde – Maria Schutz – kann sich durch viele neue Kirchenmitglieder als wachsende Kirchengemeinde erfreuen. Viele Menschen, auch zahlreiche Touristen besuchen die Kirche und auch die Gottesdienste.